Was ist Stress und wie beeinflusst er uns?
Stress ist eine natürliche Reaktion unseres Körpers auf äußere und innere Herausforderungen. Es gibt jedoch zwei Arten von Stress: Eustress, der als positiver Stress bekannt ist, kann uns kurzfristig helfen, konzentrierter und leistungsfähiger zu sein. Er aktiviert unsere Motivation und unterstützt uns dabei, Herausforderungen erfolgreich zu bewältigen.
Im Gegensatz dazu wird Distress als schädlicher Stress betrachtet, der den Körper und Geist negativ beeinflusst. Distress tritt auf, wenn der Stress chronisch wird und den Körper übermäßig belastet. Dieser kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben, sowohl körperlich als auch emotional.
Unser modernes Leben, das oft von hohem Druck und hohen Erwartungen geprägt ist, führt häufig zu chronischem Distress. Dieser wirkt sich nicht nur belastend auf unsere emotionale Verfassung aus, sondern schwächt auch unser körperliches Wohlbefinden.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird chronischer Stress als ein Ungleichgewicht in den Meridianen des Körpers gesehen.
Besonders betroffen sind dabei oft der Leber-, Herz-, Blasen- und Nierenmeridian, da sie direkt mit unseren emotionalen und mentalen Zuständen verbunden sind. Ein anhaltender, freier Energiefluss in diesen Meridianen ist entscheidend, um den Körper gesund und widerstandsfähig zu halten.
Auswirkungen von Stress auf den Leber- und Herzmeridian
In der TCM spielen der Lebermeridian und der Herzmeridian eine wichtige Rolle im Umgang mit emotionalen Zuständen, einschließlich Stress.
Die Leber ist besonders empfindlich gegenüber emotionalen Belastungen wie Frustration und Wut, was zu einer sogenannten “Leber-Qi-Stagnation” führen kann. Dies bedeutet, dass die Energie im Lebermeridian blockiert ist, was sich in körperlichen Symptomen wie Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich, Kopfschmerzen, Migräne oder Verdauungsstörungen zeigen kann.
Darüber hinaus können emotionale Symptome wie Gereiztheit, Wutanfälle oder Stimmungsschwankungen auftreten. In der TCM wird die Leber als das Organ angesehen, das den freien Fluss des Qi im Körper sicherstellt. Wenn dieser Fluss gestört ist, kann dies zu körperlichem und emotionalem Ungleichgewicht führen.
Der Herzmeridian ist eng mit dem Element Feuer und den Emotionen verbunden. Anhaltender Stress und emotionale Überlastung können den Herzmeridian überlasten und innere Unruhe, Schlafstörungen, Angstzustände und sogar ein “flatterndes” Gefühl im Herzen verursachen.
In der TCM wird gesagt, dass das Herz den Geist (Shen) beherbergt, und wenn der Geist durch Stress gestört wird, verliert der Körper seine innere Ruhe. Dies kann zu psychischen Beschwerden wie Angst, Panikattacken oder Herzklopfen führen.
Stress und der Einfluss auf den Blasen- und Nierenmeridian
Neben Leber und Herz ist auch der Blasenmeridian von Stress betroffen. Dieser Meridian, der entlang des Rückens und der gesamten Körperrückseite verläuft, speichert oft die muskulären Spannungen, die durch Stress entstehen.
Menschen, die unter chronischem Stress leiden, haben oft Verspannungen im Nacken, im unteren Rücken, entlang der Wirbelsäule und den Beinrückseiten. Dies sind typische Anzeichen dafür, dass der Blasenmeridian blockiert ist und die Energie im Körper nicht frei fließen kann. Diese Blockaden können zu chronischen Rückenschmerzen und Müdigkeit führen.
Stress schwächt zudem den Nierenmeridian, der in der TCM als Speicher unserer Lebensenergie (Jing) gilt. Anhaltender Stress und Erschöpfung entziehen den Nieren ihre Kraft, was zu einem allgemeinen Gefühl der Schwäche, Energiemangel und Angstzuständen führt. Besonders bei langfristigem Stress kann die Nierenenergie (Yin und Yang) erschöpft werden, was auch das Immunsystem schwächt und zu chronischen Erschöpfungszuständen beiträgt.
Wie kann Shiatsu bei Stress helfen?
Shiatsu ist eine traditionelle japanische Körpertherapie, die darauf abzielt, den Energiefluss im Körper zu regulieren und Blockaden zu lösen. Durch gezielten Druck auf Meridiane und Akupressurpunkte kann Shiatsu helfen, den Fluss des Qi in den betroffenen Meridianen wiederherzustellen, Stress zu lindern und das Wohlbefinden zu steigern.
Welche Punkte können hilfreich sein?
Bei Stress werden, wie erwähnt, oft die Leber-, Herz-, Blasen- und Nierenmeridiane ins Zentrum der Behandlung gerückt. Wenn du gerne selbst Punkte drücken möchtest, um deinen Stress herunterzufahren, kannst du folgende Akupressurpunkte (Tsubos) ausprobieren:
Leber 3 (Taichong):
Dieser Punkt befindet sich auf dem Fußrücken. Um den Punkt zu lokalisieren, setze dich in eine bequeme Position und betrachte den Fußrücken. Suche die Stelle zwischen dem großen Zeh und dem zweiten Zeh. Genau in der Vertiefung zwischen diesen beiden Zehen, etwa 2 bis 3 Fingerbreit oberhalb der Stelle, wo die Zehen auf den Fußrücken treffen, findest du den Punkt. Du kannst einen sanften Druck mit deinem Daumen ausüben und dabei kleine kreisende Bewegungen machen, um die Energie in diesem Bereich zu aktivieren.
Herz 7 (Shenmen):
Um diesen Punkt zu finden, lege deinen Arm entspannt auf eine Oberfläche, sodass die Handfläche nach oben zeigt. Der Punkt befindet sich direkt am Handgelenk, auf der kleinen Seite des Unterarms, wo du die Falte des Handgelenks sehen kannst. Gehe zu dem Bereich in der Nähe des kleinen Fingers, direkt in der Vertiefung zwischen dem Handgelenksknochen und den Sehnen. Übe sanften Druck mit deinem Daumen aus, um Ruhe und Entspannung zu fördern.
Blase 10 (Tianzhu):
Dieser Punkt liegt am oberen Nackenansatz, direkt unterhalb des Schädelknochens, auf beiden Seiten der Wirbelsäule. Um ihn zu finden, setze dich gerade hin und lehne den Kopf leicht nach vorne. Spüre die beiden Vertiefungen an den Seiten deiner oberen Halswirbelsäule, kurz unterhalb des knöchernen Schädelrandes. Übe mit den Zeigefingern auf beide Seiten sanften Druck aus, während du tief ein- und ausatmest. Das hilft, Verspannungen im Nacken und oberen Rücken zu lösen.
Niere 3 (Taixi):
Dieser Punkt liegt an der Innenseite des Fußes, in der Vertiefung zwischen dem inneren Fußknöchel und der Achillessehne. Setze dich hin und winkle dein Bein an, sodass du deinen Fuß bequem erreichen kannst. Fühle mit deinem Finger den inneren Knöchel und die Achillessehne. Der Punkt liegt in der weichen Mulde dazwischen. Übe hier sanften Druck mit deinem Daumen aus, um deine Nierenenergie zu stärken und stressbedingte Erschöpfung zu lindern.
Da bei jeder Person die energetischen Blockaden individuell verteilt sein können, erfolgt im Rahmen einer Shiatsu-Behandlung zunächst ein ausführliches Vorgespräch sowie eine manuelle Untersuchung, um die belasteten Meridiane zu identifizieren.
Ziel ist es, die energetischen Ungleichgewichte, die den Stress fördern, gezielt zu behandeln und zu harmonisieren. In der Behandlung können unter anderem auch die oben beschriebenen Akupressurpunkte einbezogen werden, um eine tiefe Entspannung zu fördern und das Nervensystem zu beruhigen. Dies versetzt den Körper in einen Zustand der Regeneration und unterstützt ihn dabei, Stress effektiver zu bewältigen und neue Energie zu schöpfen.
Welche TCM-Kräuter und Nahrungsergänzungsmittel helfen bei Stress?
Neben Shiatsu können auch bestimmte TCM-Kräuter und Nahrungsergänzungsmittel den Körper dabei unterstützen, besser mit Stress umzugehen:
Ginseng und Ashwagandha sind starke Adaptogene, die den Körper widerstandsfähiger gegenüber Stress machen und das Nervensystem beruhigen.
Bai Shao (Pfingstrosenwurzel) hilft, die Leber zu harmonisieren und emotionale Überreaktionen zu beruhigen.
Magnesium wirkt muskelentspannend und reduziert körperliche Verspannungen, die oft durch den Blasenmeridian verursacht werden.
Vitamin B-Komplex stärkt das Nervensystem und unterstützt den Körper, Stress besser zu bewältigen.
Wenn du vermutest, dass chronischer Stress bereits zu Mikronährstoff- oder Vitaminmängeln geführt haben könnte, die den Stress zusätzlich verstärken, empfehle ich dir, einen Arzt oder eine Ärztin mit einer Spezialisierung in orthomolekularer Medizin aufzusuchen. Diese Fachpersonen können durch gezielte Diagnosen eventuelle Defizite feststellen und entsprechende Maßnahmen zur Optimierung deines Nährstoffhaushalts empfehlen.
Darüber hinaus kann ein Besuch bei einem TCM-Arzt sinnvoll sein, um individuelle energetische Ungleichgewichte zu erkennen und mit passenden Kräutermischungen zu behandeln. So kannst du deinen Körper nachhaltig stärken und widerstandsfähiger gegenüber Stress machen.
Weitere Maßnahmen zur Stressbewältigung
Neben Shiatsu und Mikronährstoffen, Vitaminen und TCM-Kräutern können folgende Maßnahmen helfen, Stress zu reduzieren:
Meditation und Achtsamkeitsübungen fördern die innere Ruhe und helfen, den Geist zu beruhigen.
Sanfte Bewegung wie Yoga, Tai Chi oder Spaziergänge in der Natur unterstützen den Qi-Fluss und lösen Spannungen.
Atemübungen: Langsame, bewusste Atemtechniken beruhigen das Herz und das Nervensystem.
Coaching oder Psychotherapie können ebenfalls helfen, Stressoren ausfindig zu machen und diese weitgehend zu eliminieren.
Fazit
Shiatsu ist eine wirksame Methode, um Stress auf ganzheitliche Weise zu bewältigen. Indem es den Fluss von Qi in den betroffenen Meridianen wiederherstellt, so ist es möglich mit Shiatsu sowohl körperliche als auch emotionale Spannungen zu lösen.
In Kombination mit TCM-Kräutern, bei Bedarf Nahrungsergänzungsmitteln und Entspannungstechniken kannst du deinen Körper und Geist wieder in ein gesundes Gleichgewicht bringen.
Wenn du unter Stress leidest und nach einer natürlichen Methode suchst, um deinen Energiehaushalt zu stabilisieren, vereinbare gerne einen Termin in meiner Shiatsu-Praxis in Wien. Gemeinsam werden wir herausfinden, wie wir deine Energien ins Gleichgewicht bringen und dir zu mehr Gelassenheit und Kraft verhelfen können.
Herzliche Grüße
Tobias
Disclaimer:
Dieser Artikel dient ausschließlich zu Informationszwecken und ersetzt keinen medizinischen Rat. Er stellt keine Diagnose- oder Behandlungsempfehlungen dar. Bei gesundheitlichen Fragen oder spezifischen Beschwerden empfiehlt es sich, vorab eine Ärztin, einen Arzt oder eine qualifizierte Therapeutin bzw. einen qualifizierten Therapeuten zu konsultieren.
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