Hierbei handelt es sich um einen Auszug aus meiner Diplomarbeit "Hara Shiatsu bei Rückenschmerzen". Sei daher nicht irritiert, dass der folgende Text in der "Sie" - Form und nicht in meiner üblichen "Du" - Form geschrieben ist. Nun aber zum Auszug, viel Spaß beim Lesen...
Einfluss der Niere
Eine wichtige Komponente bei Rückenschmerzen ist die Nierenenergie. In der Traditionellen Chinesischen Medizin erhält der Rücken seine Kraft aus der Nierenenergie. Die Niere wird in den 5 Wandlungsphasen dem Element Wasser zugeordnet. Sie ist das Yin-Organ und die Blase das Yang-Organ des Wasserelements. Wasser ist essentiell, ohne Wasser könnten wir nicht überleben. Genauso wie Wasser die Eigenschaft hat immer nach unten in tiefere Schichten zu sickern, verhält es sich auch mit dem Wasser aus dem Funktionskreis der Niere, denn darin ist die Niere für die tiefen Gewebeschichten und Strukturen zuständig. Außerdem produziert die Niere im Funktionskreis der TCM das Knochen- und Rückenmark und nährt die Knochen. Daher besteht häufig ein energetischer Zusammenhang zwischen Rückenschmerzen und Bandscheibenvorfällen in Kombination mit einer schwachen Niere (bzw. Nierenfeuer).
Die Niere ist im Funktionskreis außerdem der Sitz der vorgeburtlichen und nachgeburtlichen ursprünglichen Lebensenergie. Stellen Sie sich - symbolisch gesprochen - Ihre Nieren wie zwei Energie-Konten oder zwei Batterien vor. Einen Teil der Energie - also eine Batterie -haben Sie von Ihren Eltern vererbt bekommen, das stellt Ihre Grundkonstitution dar. Je nachdem, wie viel Energie Ihre Eltern bei Ihrer Geburt auf ihrem Energiekonto hatten, haben Sie viel vorgeburtliche Energie (Qi, in der deutschen Schreibweise auch Chi genannt) oder wenig Energie als Startkapital in dieser Batterie mitbekommen. Sie müssen gut auf diese Energie aufpassen, denn einmal aufgebraucht kann dieser Energiespeicher nicht mehr aufgefüllt werden. Der zweite Teil Ihrer Energie - also ihre nachgeburtliche Energie - stellt die zweite Batterie dar. Diese wird durch gesunde Lebensführung wie ausreichend Schlaf, Regeneration, gesunde Ernährung und Sauerstoff wieder aufgefüllt. Ein starkes Wasserelement bzw. eine starke Niere steht für Energie und Antrieb. Bei Rückenschmerzen ist oft zu wenig dieser Energie und zu wenig Antrieb vorhanden.
Einfluss der Gallenblase
Es gibt aber noch ein zweites wichtiges Organ, welches den unteren Rücken stark beeinflusst und in enger Verbindung mit den Nieren steht. Dieses Organ ist die Gallenblase, die sich mit ihrem Meridian über das Gesäß zieht. Es übt einen direkten und gezielten Einfluss auf die Festigkeit (Zusammenhaltens des Qi/ der Lebenskraft) der Hüften aus und ist ebenfalls entscheidend für die Behandlung.
Verhältnis zwischen Nieren und Galle
Es gibt eine sehr enge Verbindung zwischen Nierenenergie und Gallenblasenenergie. Die Nieren gelten in der TCM als der Speicher unserer Energie-Reserven und sind die Ausgangskraft des Lebensimpulses und der Sitz unserer Treibkraft. Der Organfunktionskreis Niere-Blase ist besonders empfindlich gegenüber Kälte, sowie Stress und zu wenig Schlaf. Haben die Nieren zu wenig Wärme und Kraft, hat auch die Gallenblase nicht genug davon. Die Nieren sind die Ausgangskraft des Lebensimpulses, sie sind der Sitz unserer Treibkraft.
Der Sitz des Mutes ist zwar ebenfalls in den Nieren verankert, aber die Durchsetzung erfolgt über die Gallenblase. Daher betrachtet man in der TCM die Gallenblase als General des Körpers, der für die Durchführung verantwortlich ist und die Entscheidungen trifft. Die Funktion der Galle ist es, das Qi im Hüftbereich zu regieren. Viele Rückenschmerzen in unserer Gesellschaft haben tatsächlich mit einem Defizit von Nieren-Qi und Gallenenergie zu tun, d.h. es fehlt an Festigkeit und Kontraktion. Aber warum hat die Gallenblase so einen entscheidenden Einfluss auf unseren Hüftbereich? Ein wichtiger Punkt ist beispielsweise Gallenblase 30, der eine Verbindung zwischen dem Blasenmeridian im Rücken und der Hüfte herstellt. Des Weiteren herrscht die Gallenblase über ein spezielles Gefäß, nämlich den Dai Mai - dem Gürtelgefäß.
Dai Mai – Gürtelgefäß (chinesisch: Dai= Gurt, Mai= Gefäß, Lenker)
Der Dai Mai, einer der 8 Sondermeridiane, verläuft im Gegensatz zu allen anderen Meridianen in horizontaler Ebene. Wie ein Gürtel umschließt er den unteren Rücken bzw. die Hüfte und verbindet somit die obere mit der unteren Körperhälfte. Weiters sorgt der Dai Mai für eine Festigkeit im Lenden- sowie im Hüftbereich. Wird der Gürtel zu eng geschnallt oder hat nicht genügend Festigkeit, kann dies zu Rückenschmerzen führen. Die Ursachen beider Probleme sind jedoch grundlegend verschieden.
Die Gallenblase kontrolliert das Gürtelgefäß über einen wichtigen Akupunkturpunkt (Gallenblase 41 - „Tal der 1000 Tränen“). Dieser Punkt ist der Öffnungspunkt des Gürtelgefäßes, welcher die Elastizität dieses Meridians kontrolliert. Er schaltet die Funktionen des Gürtelgefäßes ein und eliminiert Beschwerden, die bei einem Ungleichgewicht im Dai Mai auftreten. Auch die Nieren stehen in einer engen Verbindung zum Dai Mai. Haben die Nieren zu wenig Wärme, dann überträgt sich die Kälte auf das Gürtelgefäß und der untere Rücken verliert an Festigkeit und Halt. Wichtige Schlüsselpunkte beim Behandeln des Dai Mai: 3E5 + GB 41 (Öffnungs- und Ankoppelungspunkt), GB 27, GB 28
Verhältnis zwischen Dai Mai und Yang Wei Mai
Traditionell werden die 8 außerordentlichen Gefäße (Sondermeridiane) in 4 Paare eingeteilt. Der Yang Wei Mai (Yang-Verbindungsgefäß, Bewahrer des Yang) verbindet die Yang-Leitbahnen miteinander und wirkt ausgleichend auf Innen und Außen, sowie auf das Nähr-Qi und das Abwehr-Qi. Der Yang Wei Mai ergänzt den Dai Mai, der die horizontalen Energien reguliert. Was für das eine Gefäß der Öffnungspunkt ist, ist für das Paargefäß der Ankoppelungspunkt und umgekehrt.
Gefäßpaar:
Dai Mai:
Öffnungspunkt: GB 41 Koppelungspunkt: 3E 5
Yang Wei Mai:
Öffnungspunkt: 3E 5 Koppelungspunkt: GB 41
Hast du Rückenschmerzen? Du kannst du dich gerne bei mir melden und einen Shiatsu Termin vereinbaren.
Herzliche Grüße,
Tobias
Disclaimer:
Diese Informationen dienen ausschließlich der allgemeinen Information und sind kein Ersatz für medizinischen Rat. Bei spezifischen gesundheitlichen Beschwerden oder Fragen wird empfohlen, eine Ärztin, einen Arzt oder eine qualifizierte Therapeutin bzw. einen qualifizierten Therapeuten zu konsultieren.
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