Die Frage, ob Telepathie wirklich möglich ist, hat mich schon seit meiner Jugend fasziniert. Heute möchte ich diese Frage mit einer spannenden Geschichte aus meinem Leben beantworten. Begleite mich auf eine Reise, die vor vielen Jahren begann und mich schließlich an einen magischen Ort führte.
Als ich etwa 16 Jahre alt war, las ich das Buch Der Traumfänger von Marlo Morgan, das einen tiefen Eindruck bei mir hinterließ. In diesem Bestseller erzählt die Autorin die Geschichte einer Journalistin, die nach Australien reist, um über die Aborigines zu berichten. Doch es kommt anders, als erwartet: Statt eines journalistischen Auftrags wird sie Teil eines spirituellen Abenteuers. Sie lernt die Bräuche der Aborigines kennen, nimmt an Zeremonien teil und erfährt eine tiefe Naturverbundenheit. Besonders beeindruckt hat mich die Szene, in der ein Medizinmann Knochenbrüche durch bloßes Handauflegen heilt – und die Beschreibung der Fähigkeit der Aborigines, telepathisch miteinander zu kommunizieren.
Am Ende des Buches schreibt die Autorin jedoch, ob ihre Geschichte wahr ist oder nicht, werde sie nicht verraten. Dieser Satz frustrierte mich unheimlich! Ich wollte es um jeden Preis herausfinden. Also machte ich mich auf die Suche. Zwei Wochen lang versuchte ich, über das Internet Kontakt zu einem Aborigine herzustellen, um ihm genau diese Fragen zu stellen. Doch ich hatte kein Glück. Trotz intensiver Recherchen fand ich keinen Weg, an Informationen zu gelangen. Enttäuscht gab ich schließlich auf, aber die Frage nach der Wahrheit ließ mich nie ganz los.
16 Jahre später, mittlerweile arbeitete ich als Erzieher bei den Wiener Sängerknaben, nahm mein Leben eine erstaunliche Wendung. In diesem Jahr gingen wir mit den Kindern auf Tournee, die uns durch Deutschland, die Schweiz, China, Taiwan und – wie das Schicksal es wollte – nach Australien führte. Während der Reise gab es immer wieder Ausflüge, um den Kindern die Kultur und Natur des jeweiligen Landes näherzubringen.
Am 11. Oktober 2017 war es dann so weit: Wir machten einen Ausflug zu den Crystal Cascades, einem paradiesischen Ort in der Nähe von Cairns. Dort sollte mein großer Wunsch aus der Jugend wahr werden. Wir wurden von Gudju Gudju, einem Aborigine vom Stamm der Gimuy Walibara Yidinji, empfangen. Gudju Gudju ist der Hüter der Regenwälder von Cairns, und an diesem Tag führte er uns durch sein Land.
Schon auf der Busfahrt neben ihm spürte ich die Dringlichkeit, all die Fragen zu stellen, die mich seit meiner Jugend beschäftigten. Ich fragte ihn über die Bräuche der Aborigines, die ich aus Der Traumfänger kannte. Doch bevor ich zu den Antworten komme, lass mich dir von dem Rest dieses unvergesslichen Tages erzählen.
Unser erster Halt war an einem wunderschönen Badeplatz, der eine natürliche Wasserrutsche aus Stein hatte. Die Kinder hatten sichtlich Spaß, und auch ich genoss diesen Ort.
Gudju Gudju erzählte uns dabei von der Umgebung und den Pflanzen, die hier wuchsen. Danach fuhren wir mit dem Bus weiter in den tiefen Regenwald, bis der Bus nicht mehr fahren konnte. Von dort aus wurden wir mit einem Jeep an einen See gebracht, dessen Wasser Trinkqualität hatte.
Dies war das Zuhause von Gudju Gudju, obwohl er mittlerweile unter der Woche in der Stadt lebt. Am Wochenende jedoch schläft er mit seiner Familie unter freiem Himmel im Busch, so wie er es als Kind bis zu seinem zehnten Lebensjahr tat.
Als wir dort ankamen, begann eine Zeremonie, die ich so schnell nicht vergessen werde. Echte Aborigine-Tänzer führten uns ihre traditionellen Tänze vor und erzählten dabei in Bewegung ihre Geschichten. Die Luft war erfüllt von einer ganz besonderen Energie.
Anschließend durften wir Krokodil-, Emu- und Känguru-Fleisch probieren, das so gut gewürzt war, dass es mich noch heute in Erinnerung schwelgen lässt. Es war wie ein Freilufttheater mitten im Dschungel, und ich fühlte mich zutiefst verbunden mit dem Ort und den Menschen um mich herum.
Nun aber zurück zu meinen Fragen: Was mir Gudju Gudju erzählte, hat mich tief beeindruckt. Ich fragte ihn, ob er das Buch Der Traumfänger von Marlo Morgan kenne. Er bejahte. Also stellte ich ihm die Frage, die mich seit meiner Jugend beschäftigte: „Ist es wahr, dass die Aborigines telepathische Fähigkeiten besitzen?“ Zu meiner Überraschung bestätigte er: „Ja, das stimmt.“
Er erklärte, dass jeder Mensch die Fähigkeit zur Telepathie besitze, diese jedoch bei den meisten verschüttet sei. Bei den Aborigines hingegen sei diese Fähigkeit so stark verfeinert, dass sie in Gedanken ein Bild der Person wahrnehmen könnten, die gerade versucht, telepathisch mit ihnen zu kommunizieren. Dann sehen sie eine Abfolge von Bildern, eine Art Bildergeschichte, die der Telepathierende zuvor in seinem Geist visualisiert hat. Auf diese Weise können sie verstehen, was der andere ihnen mitteilen möchte. Er betonte, dass dies auf demselben Kanal geschehe, über den beispielsweise eine Mutter spürt, dass mit ihrem Kind etwas nicht stimmt, oder wie in dem Moment, wenn man daran denkt, jemanden anzurufen, und diese Person genau dann anruft.
Auch die Heilfähigkeiten der Medizinmänner bestätigte er mir. Knochenbrüche durch Handauflegen zu heilen sei tatsächlich möglich, erklärte er. Diese Heilung geschehe durch den Spirit, den Geist, der in allem existiert. Die Aborigines glauben, dass alles auf der Erde einen Spirit hat: Menschen, Tiere, Pflanzen, sogar Steine. Es könne sogar vorkommen, dass zwei Spirits um einen Körper streiten, und mit speziellen Zeremonien könnten sie dies wieder ins Gleichgewicht bringen. Oft räuchern sie Eukalyptus, um den Raum und sich selbst zu reinigen.
Dieser Tag war einer der magischsten meines Lebens. Die Geschichten, die Tänze, die spirituelle Atmosphäre – all das hat mich tief berührt. Es war, als ob mein jugendlicher Wunsch, die Wahrheit über die Fähigkeiten der Aborigines zu erfahren, an diesem Tag auf wundersame Weise erfüllt wurde.
Und nun, die große Frage: Ist Telepathie wirklich möglich? Ob diese Geschichte wahr ist oder nicht – das werde ich dir nicht verraten. :) Aber vielleicht spürst du ja selbst, dass es da draußen mehr gibt, als wir mit unseren Sinnen erfassen können.
Alles Liebe,
Tobias
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